Seelenfischer 1: Die Seelenfischer by Hanni Münzer

Seelenfischer 1: Die Seelenfischer by Hanni Münzer

Autor:Hanni Münzer [Münzer, Hanni]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: CreateSpace Independent Publishing Platform
veröffentlicht: 2013-02-26T23:00:00+00:00


Die Genetik des Leidens

Lukas und Rabea suchten ihre wild verstreute Kleidung zusammen, wobei sie tunlichst vermieden, sich anzusehen. Schweigend zogen sie sich an, während ihr Gewissen Sonderschichten einlegte. Ein einziger, qualvoller Gedanke beherrschte sie beide: Während sie ihrer Lust gefrönt hatten, hatte jemand in Rom Lucie entführt.

Was sie jetzt wohl durchmachen musste? grübelte Rabea und kaute dabei auf der Innenseite ihrer Wange herum. Sie wollte in ihr T-Shirt schlüpfen, aber es war durch Lukas’ Blut ruiniert. Sie ließ es achtlos fallen und öffnete ohne zu zögern Isas Kleiderschrank. Isa war etwas größer und lange nicht so zierlich wie sie, aber Rabea fand eine einfache weiße Bauernbluse, deren Carmenausschnitt durch Bänder gerafft werden konnte. Ihr Blick fiel auf ein Jeanshemd, das Isas Mann gehören musste. Sie griff danach. "Hier, zieh lieber das an, Lukas, dein Hemd ist voller Blutflecken." Als Lukas nicht reagierte, sondern in sein eigenes, besudeltes Hemd schlüpfte, ging Rabea zu ihm und berührte ihn sanft am Arm: "Bitte Lukas. Mit unseren verschmierten Sachen können wir nicht unter die Leute gehen."

Etwas abrupter als beabsichtigt, entzog er ihr seinen Arm. "Glaubst du, dass ich mir auch nur im geringsten Sorgen um ein dreckiges Hemd mache? Verdammt, kapierst du es nicht? Die haben Lucie. Wer weiß, was sie ihr angetan haben? Ich habe sie gespürt vorhin, während wir im Bett waren. Sie hat nach mir gerufen. Sie hatte Angst und ich, ich habe mich nicht darum gekümmert, weil ich von meiner eigenen Geilheit verblendet war. Wir haben uns ja noch nicht einmal an dem Toten nebenan gestört", schrie Lukas nun gänzlich außer sich. Er hatte Rabea an den zarten Schultern gepackt und heftig geschüttelt und seine letzten Worte gingen in einem verzweifelten Stöhnen unter. Dass er sowohl Gott gelästert, als auch ein vulgäres Wort gebraucht hatte, offenbarten Rabea das ganze Ausmaß seiner Erschütterung. Wie eine leblose Puppe hing sie in seinen Armen. Die vor Wut blitzenden Augen des jungen Mannes trafen jetzt auf ihre ruhige, grüne See. Mit einem Mal beschämt, weil er seinen Zorn an ihr ausgelassen hatte, ließ er sie los. Aber die Hitze in ihm hatte sich noch nicht abgekühlt und er schlug mit seiner rechten Faust mehrmals kräftig gegen die Wand neben dem Bett, so dass sein blutiger Knöchel an der Stelle einen verschmierten roten Fleck hinterließ. Rabea registrierte es mechanisch, summierte die Leiche und die Spuren des Kampfes im Wohnzimmer dazu und der absurde Gedanke schoss ihr durch den Kopf, dass sie, wenn sie so weitermachten, Isa bald eine Komplettrenovierung des Hauses schulden würden.

Entmutigt war Lukas wieder auf der Bettkante zusammengesackt. Rabea setzte sich zu ihm: "Bitte Lukas, es ist nicht deine Schuld. Wir sind 250 Kilometer von Rom entfernt. Wir hätten Lucies Entführung so oder so nicht verhindern können.“

Dass Lucie nach ihrem Zwillingsbruder gerufen hatte, stellte Rabea nicht eine Sekunde lang in Frage, zu gut kannte sie selbst die geheimen Bande zwischen zwei Menschen, die durch tiefe Gefühle miteinander verbunden waren. Es war die Macht des Blutes und der Liebe, die die beiden Geschwister so eng aneinander knüpfte.



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